Glasfaser gefragt wie nie zuvor
19. Januar 2023
7 Min Lesedauer
Starkes Wachstum weltweit
Die Botschaft des Marktes ist eindeutig: Die Glasfasernachfrage wird weiter steigen, wobei die Konvergenz eine wichtige Rolle spielt. Aber die Unternehmen müssen die Kosten im Griff behalten!
Sowohl die etablierten als auch die neuen und alternativen Anbieter (Altnets) investieren weiterhin massiv. Staatliche Unterstützung für den Bau von Glasfaserinfrastrukturen ist weit verbreitet.
Nach Angaben von Future Market Insights* wird der weltweite FTTH-Markt im Jahr 2022 einen Wert von USD 20 641,8 Mio. (CHF 19,47 Mrd.) und bis 2029 einen Wert von USD 53 898,7 Mio. (CHF 50,84 Mrd.) erreichen (durchschnittliche jährliche Wachstumsrate: 14,7 %). Zahlen von ReportLinker* zeigen, dass der globale FTTx-Markt, der im Jahr 2020 auf USD 12,9 Mrd. (CHF 12,17 Mrd.) geschätzt wurde, bis 2027 voraussichtlich USD 24 Mrd. (CHF 22,65 Mrd.) erreichen wird (durchschnittliche jährliche Wachstumsrate: 9,3 %).
Die Vorlaufkosten für den Glasfaserausbau sind jedoch nach wie vor erheblich. Die Diensteanbieter werden weiterhin nach Möglichkeiten zur Senkung der Betriebskosten suchen, zum Beispiel durch die intelligente Wiederverwendung vorhandener Infrastrukturen.
Beispielsweise können FTTH und 5G gewisse Netzinfrastruktur gemeinsam nutzen. Beide sind von der Verfügbarkeit von Glasfasern abhängig und benötigen eine grosse Anzahl von Glasfaseranschlusspunkten. Die Kombination von Infrastruktur und Rollouts für beide Technologien bietet Chancen, die Effizienz zu steigern und in den kommenden Jahren Kostenverbesserungen zu realisieren.
Ohne eine angemessene fiberoptische Backhaul- und Fronthaul-Verbindung kann es kein 5G geben. Glasfaser wird benötigt, um 5G Macro Cells, Small Cells und Antennenmasten zu vernetzen.
Aerial Deployment spielt bei der Realisierung in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte und fehlender Infrastruktur eine wichtige Rolle
Konvergenz spart Kosten
Eine Studie des FTTH Council Europe* aus dem Jahr 2019 zeigt, dass Kosteneinsparungen zwischen 65 % und 96 % möglich sind, wenn bei der Planung eines FTTH-Netzes das spätere FTT5G-Netz (Fiber to 5G Antenna/Base Station) antizipiert wird. Es ist sinnvoll, beim Ausbau eines Glasfasernetzes ausreichend freie Kapazitäten für 5G einzuplanen, insbesondere weil die Konvergenz der Glasfasernetze in Zukunft weit mehr als FTTx und 5G umfassen wird.
Einem aktuellen GSA-Bericht* zufolge verfügten im Juni 2022 rund 70 Länder über 5G-Netze, fast doppelt so viele wie noch Mitte 2020. Nach Angaben der GSMA werden 5G-Netze bis 2025 wahrscheinlich ein Drittel der Weltbevölkerung erreichen.
Die durch Glasfaser erzielbaren Einsparungen werden exponentiell zunehmen. Sobald 5G auf breiter Front verfügbar ist, werden die Menschen mehr Streaming-Dienste und Geräte für Heimarbeit sowie mehr Virtual‑/Augmented-Reality-Anwendungen nutzen. Das treibt den Glasfaserbedarf weiter in die Höhe.
Darüber hinaus steht 6G vor der Tür und der WiFi-7-Standard wird 2024 veröffentlicht. Beide werden die Bandbreitenanforderungen weiter erhöhen.
R&M arbeitet mit Hochdruck am Ausbau des Infrastruktursortiments für Public Networks
Anforderungen der Smart City
Intelligente Städte (Smart Cities) werden den Bedarf an Glasfaser und Konvergenz enorm steigern. Future Market Insights* erwartet, dass das Segment der Smart-Home-Anwendungen das lukrativste FTTH-Segment sein wird. Die Smart-City-Infrastruktur mit ihren zahllosen internetfähigen Geräten, die niedrige Latenzzeiten benötigen, wird ein immer wichtigerer Treiber werden.
Das Datenvolumen und die Latenzanforderungen steigen aufgrund der zunehmenden Digitalisierung und Urbanisierung ständig. Letztlich kann nur eine Glasfaserinfrastruktur die Kommunikations- und Leistungsanforderungen einer Smart City erfüllen. Das bedeutet, dass die Stadtplanung engmaschige Glasfasernetze sowie den schrittweisen Ersatz veralteter Netze vorsehen muss.
Wie bei Wasser-, Abwasser-, Strom- und Gasleitungen handelt es sich um eine grundlegende Infrastruktur mit einer Funktionsdauer von mehreren Jahrzehnten. Diese Netze müssen ausbaufähig sein, denn wo heute eine einzelne Glasfaser ausreicht, wird morgen vielleicht ein Mehrfaserkabel mit bis zu 256 Fasern benötigt.
Im Einklang mit dem Konvergenztrend können drahtlose und drahtgebundene Netze, FTTA und FTTH, Verkehrsregulierung, städtisches Infrastrukturmanagement und Überwachungsnetze nicht mehr unabhängig voneinander betrachtet werden. Die planerische Ideallösung ist ein stadtweites, anwendungsneutrales Universal Fiber Grid.
Infrastrukturen, Anforderungen und Funktionen sollten in den Planungsphasen gebündelt werden, um Skaleneffekte zu unterstützen und kostspieligen zusätzlichen Aufwand zu vermeiden. Städte und Provider könnten dabei zusammenarbeiten, zum Beispiel in Form von Public-Private-Partnerships (PPP). Gemeinsam können sie ihre Infrastrukturen und Ressourcen optimal nutzen.
Schneller mit Freiluftverkabelung
Der Breitbandausbau per Freiluftverkabelung (Aerial Deployment) unter Verwendung vorhandener Telefon- oder Strommasten ist potenziell 2,5-mal schneller als Erdverkabelung. Gleichzeitig lassen sich die Einführungskosten niedrig halten. Das erleichtert die Unternehmen in einer Zeit, in der es an qualifizierten Arbeitskräften mangelt und die Investitionen in ländlichen Gebieten weiterhin zögerlich sind. Freiluftverkabelung bietet ein attraktives CAPEX/OPEX-Verhältnis.
Aerial Deployment erfordert praxiserprobte vorkonfektionierte Lösungen, für die keine speziellen Werkzeuge und Schulungen erforderlich sind. Planungen, Genehmigungen und Bauarbeiten werden einfacher und auch Wartung und Reparaturen sind wesentlich einfacher und kostengünstiger zu machen.
Das Potenzial der Small Cells
Unzählige Small Cells mit 5G-Zugangspunkten müssen an Glasfaser-Breitbandnetze angeschlossen werden. Aerial Deployment kann bei der Realisierung in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte und fehlender Infrastruktur eine wichtige Rolle spielen. Intelligente Synergien zwischen drahtlosem Festnetzzugang, FTTH-Rollouts und FTT5G werden beim Kostenmanagement helfen.
Laut einer Studie von Research and Markets, die im September 2022 veröffentlicht wurde, wird Aerial Deployment von 2022 bis 2027 ein hohes Wachstum verzeichnen. Laut dem Bericht wird erwartet, dass durch die steigende Verbreitung von Over-the-Top-(OTT-)Mediendiensten auch der Bedarf an fiberoptischer Freiluftverkabelung ansteigt.
FTTx für die Nachhaltigkeit
Es wird erwartet, dass umfangreiche Investitionen in Offshore-Windkraftwerke und Solarenergie die Nachfrage nach Glasfasern steigern werden. Diese werden für die Steuerung, Überwachung, Betriebsoptimierung sowie für Sensoranwendungen benötigt. So leistet die Glasfaser einen Beitrag zur Gewinnung regenerativer Energie, die im Hinblick auf die Erreichung der Klimaziele und die Energieunabhängigkeit verstärkt wird.
Heute werden Produkte immer wichtiger, bei deren Entwicklung auf Nachhaltigkeit bei Produktion, Transport, Nutzung und Recycling geachtet wurde. Für Netzeigentümer kann dies der Schlüssel zur Unterstützung der CSR- und Umweltpolitik ihres Unternehmens sein.
So bietet die Glasfaser einen immensen Vorteil bei der Datenübertragung. Ein Kilogramm Glas ist genauso leistungsfähig wie 1000 Kilogramm Kupfer. Mit FTTH sind die CO2-Emissionen pro Stunde Videostreaming nur halb so hoch wie bei Verwendung des schnellsten Kupfernetzes. Die Rohstoffe für Glasfaserleitungen können mit einem relativ geringen ökologischen Fussabdruck abgebaut oder recycelt werden. Die längere Lebensdauer von Glasfaserleitungen minimiert auch den Wartungs- und Reparaturaufwand.
Das enorme Energiesparpotenzial von Glasfasern wird in einem kürzlich erschienenen Whitepaper von Europacable* zur Energieeffizienz von fiberoptischen Netzen deutlich herausgestellt. Glasfaser verbraucht relativ wenig Ressourcen und kann auch in anderen Bereichen Energieeffizienz ermöglichen. Während ihres gesamten Lebenszyklus verbrauchen Glasfasern mehr als dreimal weniger Energie als vergleichbare Lösungen in einer Vielzahl von realen Szenarien.
FTTx für die Nachhaltigkeit: umfangreiche Investitionen in Offshore-Windkraftwerke und Solarenergie wird die Nachfrage nach Glasfasern ebenfalls steigern
*Quellen: Future Market Insights, ReportLinker, FTTH Council Europe, GSA-Bericht, Europacable